Sorgenschall - Liont - Löwenkind (Review) lyrics

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Sorgenschall - Liont - Löwenkind (Review) lyrics

Zuerst ein paar Eckdaten: 44 Minuten Spielzeit, es ist Rap, irgendwie, auch, wenn er das oft und ausgiebig abstreitet. Die CD kommt im herkömmlichen Jewel Case. Da ist dann, außer der CD, noch - in dieser Deluxe Version hier - eine DVD mit "unveröffentlichten" YouTube-Videos drin. Ich muss gestehen, wir haben kein DVD-Laufwerk, und deswegen konzentrieren wir uns nur auf die Musik, denn damit haben wir mehr als genug zutun: Wie dem auch sei: Es gibt hier drin auch ein Booklet. Ein 10-seitiges Booklet, aber das ist nicht weiter die Rede wert. Da stehen da so die Produzenten und Dankessagungen und "Löwenkind Live-Tour 2015" drin. Und ansonsten sieht man nicht mehr als einen kleinen Mann, der sein eigenes Merch trägt... Song 1: Löwenkind "Der eine von YouTube, er ist wieder da. Schreibe Zeile für Zeile, dickere Bars." Okay, da ist erst mal ein recht typischer Anfang für ein Rapalbum, wenn auch etwas hölzern gereimt. Gleich wird der Kampf gegen Hater, da** man stark bleiben muss und die Bindung zur Community thematisiert... Und da** er 1 Million Abos, 'nen Play bu*ton hat und auf dem Bravo-Cover war. Dabei wechselt er recht ungelenkt zwischen apellierendem imperativ und Statements aus der Ich-Perspektive. Zum Beispiel - die Hook: "Bleib stark, auch wenn nicht alle Tage schöne sind, beiß die Zähne fest zusammen, denn ich bin ein Löwenkind. Ein Löwenkind. Ein Löwenkind. Ein Löwen-Löwen-Löwenkind." Und hier wird es irgendwie... was? Es wird untight, es wird komisch, es wird etwas peinlich, die Stimme rutscht aus dem Rhytmus, dabei klingt sie so angestrengt betont auf jede reimende Silbe, als wollte er jedem, der ihn hört, sagen: "Guck mal, ich kann Doppelreime!" Die Ad-Libs sind nicht aufeinander, klingen aber irgendwie auch nicht gewollt. Da wurde sich wahrscheinlich das Endergebnis nicht oft genug angehört, oder es ging aus irgendwelchen Gründen nicht besser... Aber da kann man doch warpen. Dann klingt man noch irgendwie tight. Okay, könnte harte Kost werden, dieses Album. Das verspricht der erste Track. Spannungsbogen, Spannungsbogen, Spannungsbogen! Es geht um zielgruppenorientierte Themen, Dinge, die jedes Schulkind kennt. 14 Arten von Pubertätsgefühlen und -situationen, durchzogen von Ha**tiraden über Hater. Alles irgendwie gespielt und beschnitten. Phrasengedresche, Kleingeistpoesie, hier und da der Versuch von Doubletime und - irgendwie - Gesang, aber es ist halt größtenteils nicht gelungen. Ich muss euch was sagen: Dieses Album hat mich recht schnell in den Wahnsinn getrieben. "Halt deine Schnauze" mit den Lochis war tatsächlich mein Favorit. Warum? Nicht, da** es gut war, aber man hatte einen Moment Zeit zum Luft holen. Einen Moment Ruhe vor Lionts viel zu höhenreich gemischter, enger Stimme. Heiko, Roman, ihr wertet es echt auf, aber Leute: euer Gelaber, das geht mir so auf den Sack. Hater, Hater, bla bla bla... Meine Güte. Ich muss dazu gleich nochmal was sagen. Ach ja: Und viel Gerede über den ganz eigenen Sound: "Das ist kein Hip-Hop." Ja, stimmt. Es orientiert sich an Cro, ein bisschen Sorgenkind und ganz zum Schluss ein bisschen Djin. Sound Ich bin auf der einen Seite nicht überrascht. Auf der anderen Seite trotzdem enttäuscht. Unausgegorene Stimme steht allein leider schlecht im Raum, hätte durch liebevoll gestaltete Ad-Libs aber interessant gestaltet werden können. Wurde es nicht. Resultat: Ist eine vom Instrumental abgetrennte, leere, leider langweilige Performance. Dazu ein kalter, geloopter Plastikbeat. Es will irgendwie ausproduziert klingen und klingt dabei dünn, trocken und platt. Für einen Hall-Liebhaber wie mich eine Folter. Allgemein für jeden, der es mag, wenn Sound richtig im Raum steht. Eine Folter. Allgemein klingt alles, außer der Base recht pappig, aber das ist auch kein Wunder, wenn man sie ohne Ende pumpen lässt, weil man wahrscheinlich neben dem Produzenten sitzt und sagt: "Mach den Ba** lauter! Mach den Ba** lauter, der Ba** muss knallen!" Dann kann das natürlich nichts werden. Einziger soundtechnischer Lichtblick, die Nummer 13, "Ich dreh durch". Da merkt man, da** ein ordentlicher Produzent am Werk war. Auf einmal klappt's mit den Zweitstimmen und der Soundstaffelung. Klingt schön nach Hip-Hop - Ups. Ja, ich weiß, Timo, du willst gar kein Hip-Hop sein, aber wenn dieser Song versucht, etwas zu sein, dann Hip-Hop. Hm. Und soundtechnische Vielfalt - eher nicht. Eher eine lieblose Pre-Set-Schlacht und das am Anfang erwähnte Geloope. Komposition Ja. Nee. Letzter Song "Kopf gegen Herz"... Der Punkt, an dem du allen anderen Texten widersprichst. Warum immer alle denken, da** du deinen Traum lebst? Naja, weil du es in jedem, deiner Songs sagst und jedem, deiner verdammten Videos erzählst und es immer und immer und immer und immer und immer und immer und immer und (ohrfeigt sich selbst) immer, immer wiederholst! Und das macht diesen Songs, wenn ich jetzt endlich mal das geflügelte, in der Rapwelt weit verbreitete Wort verwenden darf, wack, weil unglaubhaft. Und entweder du erzählst in diesem Song Scheiße oder in den 13 anderen, oder in allen, ich weiß es nicht, erzähl' du's mir, ich versteh's nicht, ich will... Aah! Ich fühl' mich verarscht. Irgendwie. Merkt man? Nee, ne? Fazit Eins, was bei mir hängengeblieben ist und mir nicht mehr aus dem Kopf geht: "Ich mach' mein eigenes Ding." Ja, was denn auch sonst? Denkst du, die anderen machen nicht ihr eigenes Ding? Du redest die ganze Zeit nur über Leute, die dich ha**en, die irgendwelche Dinge über dich sagen und das Schlimme ist: du rechtfertigst dich auch noch die ganze Zeit dafür. Das nervt. Mit deinen Features fällt mir auf, hast du auch die Besten ausgewählt. Mit denen konntest du dich so richtig schön zusammenraufen und mal so richtig über die bösen Hater austoben. Bitte, Timo. Mach doch einfach dein Ding und rechtfertige dich nicht die ganze Zeit für das, was du tust. Wenn du liebst, was du tust, dann ist es doch OK und das ist es das Beste, was dir pa**ieren kann. Da hat keiner ein Problem mit. Aber beschwer dich doch nicht ständig über Leute, die sich über dich beschweren. Du hast Erfolg damit, deswegen hast du halt auch irgendwas richtig gemacht. Du hast eine riesige, treue, tolle Community, die dich bei allem unterstützt, was du machst. Und jetzt machst du halt ein Album und natürlich kriegst du auch dabei Unterstützung. Und dann schaffst du es auf Platz 5 der Amazon-Charts. Es ist toll, wirklich. Aber es heißt halt noch lange nicht, da** du gute Musik machst. Zur Veranschaulichung hier ein Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld: Wenn LeFloid jetzt ein Musikalbum machen würde, würde er es zu 100 Prozent auch damit in die Charts schaffen und als sein Freund weiß ich, da** sein musikalischer Sk** - ich sage mal, ausbaubar ist. Trotzdem hätte er Erfolg mit dem halbgaren Kram, den er da produziert hätte und würde, wenn Frodo jetzt käme und auch ein Album machen würde - der ist nämlich richtiger Musiker - und das Album viel kra**er wäre, musikalisch gesehen, trotzdem mehr Erfolg haben, als er. Und? Darf ihm Frodo jetzt nicht mehr sagen, da** sein Album totale Scheiße ist, nur weil 2,5 Millionen Menschen aus Flos Community sagen, da** es total geil ist? Doch. Darf er. Und da, lieber Timo, kommen die ganzen Leute her, die du "Hater" nennst. Die Meisten von ihnen sind nämlich wie ich, sie respektieren dich für das, was du als "Comedian" machst, können aber ganz objektiv sagen, - und da muss ich jetzt nicht mit irgendwelchen Zielgruppen und "Ich mach' das nur für mich" und bla bla kommen - da** dieses Album einfach ganz großer Schmun ist. Und jetzt kommt das Beste: Ich kann das ganze nämlich sogar ohne den Hashtag "NoHate" sagen, denn du verstehst mich auch so und das hier ist auch keiner. Das hier ist eine subjektiv-objektive Bewertung deines Werks, da** du - obwohl du es ja für dich machst und obwohl du dein eigenes Ding machst und das alles dein eigener Sound ist - großzügig mit der Welt geteilt hast mit den Worten "Das hier ist das Beste, was ich je gemacht habe." Große Worte. Und unter denen muss man auch Kritik vertragen.