Sophokles - Antigone. Zweiter Akt. Zweite Szene. lyrics

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Sophokles - Antigone. Zweiter Akt. Zweite Szene. lyrics

Der Chor. Kreon. Antigone. Ismene. Chor Aber jetzt kommt aus dem Tor Ismene, Friedlich, schwesterliche Tränen vergießend. Ein Geist über den Augenbraunen das blutige Gesicht deckt, Waschet rege von den Schläfen die Wangen. Kreon Ja! du! die du drin hockst, daheim, wie Schlangen, Geborgen und mich aussaugst! hat nicht einer mir Berichtet, daß ich zwei Einbildungen hab an mir Und Feinde des Throns? geh, sage, hast du mitgemacht Am Grabe, oder hast du's mit der Unschuld? Ismene Getan das Werk hab ich, wenn die mit einstimmt, Und nehme teil. Die Schuld nehm ich auf mich. Antigone Das wird das Recht ja aber nicht erlauben. Du wolltest nicht. Ich nahm dich nicht dazu mit. Ismene Ich schäme mich an deinem Unglück nicht Und mache zur Gefährtin mich im Leiden. Antigone Bei denen, die durchgängiger Weise sind Und die Gespräche halten miteinander, drunten, Die mit den Worten liebt, die mag ich nicht. Ismene Bring so mich in Verdacht nicht, Schwester, wie als könnt Ich sterben nie mir dir; des Grabs Unschick vergüten. Antigone Stirb du nicht allgemein. Was dich nicht angeht, Das mache dein nicht. Mein Tod wird genug sein. Ismene Hab ich denn, wenn du weg, noch eine Lieb im Leben? Antigone Den Kreon, liebe den. Dem weisest du den Weg ja. Ismene Was plagest du mich ohne Nutzen so? Antigone Anfechtung ist es, wenn ich dich verlache. Ismene Was aber kann ich nützen dir, auch jetzt noch? Antigone Nütz dir. Das gönn ich dir, daß du mit hingehst. Ismene Ich Arme! weh! hab ich Schuld, daß du stirbst? Antigone Dein Teil ist ja das Leben, meines Tod. Ismene Doch was ich sprach zu dir, ist auch dabei doch. Antigone Das war auch schön. Doch so wollt ich gesinnt sein. Ismene Allein der Fehl ist für uns beide gleich. Antigone Sei gutes Muts! du lebst, doch meine Seele, Längst ist sie tot, so daß ich Toten diene. Kreon Von diesen Weibern da, sag ich, wird eben da Sinnlos die ein, einheimisch ist's die andre. Ismene Es bleibt kein Herz, auch nicht das heimatliche, Im Übelstand, mein König, außer sich gerät es. Kreon Dir, weil du schlimm mit Schlimmen dich gestellt. Ismene Mir lebt nichts, wo allein ich bin, nicht die auch. Kreon Die Red ist nicht von dieser. Die ist nimmer. Ismene Du tötest aber deines Sohnes Braut. Kreon Von anderen gefallen auch die Weiber. Ismene Es schickte keine sich, wie er und sie. Kreon Von bösen Weibern warn ich meine Söhne. Antigone O liebster Hämon! wie entehrt er dich! Kreon Gar lästig bist du auch, du und dein Bette. Ismene Dem nimmst du sie, der deines Lebens Teil ist. Kreon Die Höll ist da, derlei Zuwachs zu scheiden. Ismene Beschlossen scheint es, daß sie sterben soll. Kreon Für dich und mich! Umstände nimmer! bringt Hinein, ihr Mägde, sie! Von nun an not ist, Daß diese Weiber sei'n nicht freigela**en. Denn Flucht ist auch der Starken Art, wenn ihnen Der Hölle Reich aufgeht am Rand des Lebens. Antigone und Ismene werden weggeführt.