Sophokles - Antigone. Dritter Akt. Dritte Szene. lyrics

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Sophokles - Antigone. Dritter Akt. Dritte Szene. lyrics

Kreon. Antigone. Der Chor. Kreon Ihr wisset, keines läßt das Singen und das Heulen In Todesnot, solang man hin und her spricht. Führt sie gleich weg, und mit der Gruft, der dunklen, Umschattet ihr sie, wie gesagt, dort laßt sie ruhn Einsam allein; mag sie nun sterben müssen, Mag lebend unter solchem Dache zehren. Denn wir sind rein, was dieses Mädchen angeht, Die Häuslichkeit hier oben aber fehlt ihr. Antigone O Grab! o Brautbett! unterirdische Behausung, immerwach! Da werd ich reisen Den Meinen zu, von denen zu den Toten Die meiste Zahl, nachdem sie weiter gangen, Zornigmitleidig dort ein Licht begrüßt hat; Von denen ich, die letzte, nun am schlimmsten In weiter Welt vergehn muß, ehe mir Des Lebens Grenze kommt. Doch komm ich an, So nähr ich das mit Hoffnungen gar sehr, Daß lieb ich kommen werde für den Vater, Auch dir lieb, meine Mutter! lieb auch dir, Du brüderliches Haupt! Denn als ihr starbt, Hab ich genommen euch mit eigner Hand Und ausgeschmückt und über eurem Grabe Trankopfer euch gebracht. Nun, Polynikes, Indem ich decke deinen Leib, erlang ich dies, Obgleich ich dich geehrt, vor Wohlgesinnten. Nie nämlich, weder wenn ich Mutter Von Kindern wäre oder ein Gemahl Im Tode sich verzehret, hätt ich mit Gewalt, Als wollt ich einen Aufstand, dies errungen. Und welchem Gesetze sag ich dies zu Dank? Wär ein Gemahl gestorben, gäb es andre, Und auch ein Kind von einem andern Manne, Wenn diesen ich umarmt. Wenn aber Mutter Und Vater schläft, im Ort der Toten beides, Steht's nicht, als wüchs ein andrer Bruder wieder. Nach solchem Gesetze hab ich dich geehrt, Dem Kreon aber schien es eine Sünde Und sehr gewagt, o brüderliches Haupt! Und jetzt führt er mich weg, mit Händen so mich greifend, Mich ohne Bett und Hochzeit; noch der Ehe Teil Hab ich empfangen, noch ein Kind zu nähren. Doch einsam so von Lieben, unglückselig, Lebendig in die Wildnis der Gestorbnen Komm ich hinab. Welch Recht der Geister übertretend? Was soll ich Arme noch zu himmlischen Gewalten schaun? Wen singen der Waffengenossen? Da ich Gottlosigkeit aus Frömmigkeit empfangen. Doch wenn nun dieses schön ist vor den Göttern, So leiden wir und bitten ab, was wir Gesündiget. Wenn aber diese fehlen, So mögen sie nicht größer Unglück leiden, Als sie bewirken offenbar an mir. Chor Noch von demselben Stürmen hat Sie noch dieselben Stöße in der Seele. Kreon Deswegen werden denen, die sie führen, Tränen kommen, des Aufschubs wegen. Antigone O mir! grad vor dem Tode Ist dies das Wort. Kreon Ich rate, nichts zu wagen, Nichts derlei dieser zuzusprechen. Kreon geht ab.