Es machet in der Berchtennacht Ein großer Zug die Runde; Auf goldnem Wagen reich und schön, Sieht man die lichte Göttin steh'n; Rings strahlet es im Grunde. Viel Kinderseelen folgen ihr Und zieh'n am heil'gen Pfluge. Die Dorfbewohner, die erschaun Die glänzendste der Himmelsfrau'n. Steh'n schweigend bei dem Zuge. Und keiner wagt ein spöttisch Wort; Die Göttin zu gewinnen, Sie opfern Fisch' und süßen Brei, Daß Berchta immer gnädig sei Des Dorfes Spinnerinnen. Doch eine hat es froh gewagt, Sie lachend anzusehen, Als ihr der Kinderseelen Heer Begegnet einst von ungefähr, Oh, wär es nie geschehen! Frau Berchta trat mit wildem Blick, Der ihren Zorn verkündet, Stracks vor die kühne Spinnerin, Blies über ihre Augen hin, Daß sie darob erblindet. Und weinend durch den dunklen Wald
Sucht tastend sie die Stege; Doch fürder keinen Flachs sie spann Des Leibes Notdurst sie gewann Sich bettelnd an dem Wege. So schlich sie schon ein ganzes Jahr Von Dorf zu Dorf am Stade. Da hatt' sie einst in heil'ger Nacht Des Götterzuges bettelnd acht. Und fleht um eine Gabe. Frau Berchta sprach: "An diesem Ort Zwei Lichter eins verglommen. Ich zünde sie von neuem an. Durch meinen Atem sei der Bann Von Dir hinweggenommen." Da öffnen sich des Lichtes GLut Des blinden Mädchens Augen; Es sieht den goldnen Wagen ziehen Den Pflug gleich einem Stern erglühn, Mocht' seine Strahlen saugen. So oft sie in der Berchtennacht Der Kinder Zug erbliockte, Spann hastig sie den Rocken frei Und trug zum Opfer dann herbei, Was sich für Berchta schickte.