Man geht heutzutage ins Konzert Weil man dort verschiedenes erfährt: Erstens ist man dort irgendwo Und trotzdem nirgendwo! Man gilt als künstlerisch und doch solid – Wer ins Konzert geht hat es schon zu was gebracht! Mozart, gut geübt Ist beliebt Weil er nie plötzlich in Gespräche kracht – Ja der Wolferl Amadeus hat sich noch beim Komponieren was gedacht! Jetzt sitzt man da und schaut herum Auf das and're Publikum Gruppiert's im Geiste um Und wenn das laute Tuten, Fiedeln, Blasen, Lärmen zu sehr stört Dann redet man sein eigenes Konzert! Übergeh'n wir die paar Leut', die den Mozart hör'n woll'n – Man kennt sie dran, da** sie die Augen schließen weil sie sich dann angeblich mehr konzentrier'n! Frau Schmidt trägt heut' Reseda – Die Haut schaut aus wie Leder! Frau Meyer trägt das Gelbe – Seit Monaten da**elbe! Auch Herr Blau Weiß genau Warum er im Konzert ist, nämlich wegen seiner Frau! Frau Stein trägt den Chinchilla – Die Tochter ist in Lila! Das Söhnchen – ach du Loser – Ist heute ganz in Rosa! Nur Herr List Blickt ganz trist Weil die Harfinistin in der Hoffnung von ihm ist! So schaut man rundherum im Saal Und sammelt neues Material Mit Kennerblick – Während Mozarts kleine Nachtmusik! Nur deswegen ist doch das Konzert Ausverkauft und immer sehr begehrt! Dort drüben der Herr Mandel Bespricht an miesen Handel Frau Kraus ist mit Herrn Kober – Das geht schon seit Oktober Herr Schulz ist mit Soubrette Herr Lutz rennt zur Toilette Herr Koch und Fräulein Griebe Besprechen ihre Triebe Herr Rauter schaltet weise Sein Hörgerät auf "leise"
Herr Drechsel Schreibt 'nen Wechsel Herr Unger hat schon Hunger – Man fragt sich nur, warum braucht man Musiiiik dazu! Bei jedem richtigen Konzert Ist Musik ein Fremdkörper der stört! Mozart kann noch erträglich sein Auch Bach kann möglich sein Hingegen Beethoven ist schon zu laut! Doch Bruckner, Brahms und Gustav Mahler lenken ab! Und ich finde mit Hindemith Geht man auf jeden Fall schon viel zu weit! Ganz zu schweigen von Banausen Wie Stockhausen Oder Schönberg oder Egk – Die müssen weg! Die sind nicht fein! Im Konzert kann ich nicht schrei'n! Modern bin ich allein – Strawinski macht mich krank! Da**elbe gilt für Orff – Da** der das dorf! Drum wenn man Modernes spielt will kein Mensch mehr hingeh'n – Bis auf die Leute die die Augen schließen, weil sie sich dann angeblich mehr konzentrier'n! Doch nirgends ein Herr Mandel Mit einem miesen Handel Frau Stein ist samt Chinchilla Daheim in ihrer Villa Auch Frau Kraus Bleibt zu Haus Statt die Scheidung zu riskieren, wie bei Bach und Johann Strauss! Herr Schulz geht früh zu Bette Statt aus mit der Soubrette Es schaltet auch Herr Rauter Sein Hörgerät auf "lauter" – Jedermann Denkt dann dran Da** Musik auch agressiv, sogar rebellisch wirken kann! Am Ende merkt man noch – oh Graus! – Musik klärt auf und sagt was aus Und stürmt das Haus! Aber noch ha'm wir ja Mozarts kleine Nachtmusik Zum hundertzwölften Male Mozarts kleine Nachtmusik – Die Welt bleibt heil! Die Kunst greift nicht ins Leben ein, im Gegenteil! Die Kunst soll niemand reizen, darin liegt ihr Reiz! – Applaus allerseits! –