Hier sitze ich bei Kaffee und Gebäck
Ganz wie auf dem Videoband von vor einigen Jahren.
Die gleichen Leute und fast die gleichen Fragen
Auf dem Geburtstag, wo wir jedes Jahr waren.
Ich guck wen an, der guckt mich an, hat was gefragt
Ich sag zurück, nicht ganz, was ich sagen will.
Das Gesicht ist, was man überall hinhält
Bis es hart wird und still.
Und in meinem Kopf ist ein Astronaut
Der durch das Dunkel treibt.
Und von da, wo er grad ist, schickt er einen Funkspruch
Und berichtet, wo er bleibt.
Ungezählte Stunden in der Küche, Brote essen und Tee, sehr viel Tee.
Ich guck in alle Töpfe, ab und zu in den Computer
Darin vergeht die Zeit, hier nicht, soweit ich seh'
Ist hier alles erstarrt: Erstarrte Fotos an der Wand
Erstarrte Sachen im Regal, erstarrte Schuhe im Flur
Erstarrte Worte auf dem Tisch
Erstarrte Augen gucken aus dem Spiegel zurück, nur
In meinem Kopf ist ein Astronaut
Der durch das Dunkel treibt.
Und von da, wo er grad ist, schickt er einen Funkspruch
Und berichtet, wo er bleibt.
Die Sittiche schimpfen, ich treibe Sport, ich geh spazieren.
Es ist alles am Ort, ich habe Milz, ich habe Nieren.
Ich hab ein Herz, in dem ist Blut, das bei Stillstand gerinnt.
Das ist gut, das ist bei allen Leuten so.
Und alles ist nur eine Übung für's richtige Leben
Wann auch immer das beginnt.
Und in meinem Kopf ist ein Astronaut
Der durch das Dunkel treibt.
Manchmal repariert er gut gelaunt das Raumschiff
Manchmal schickt er mir Gedichte, die er da oben schreibt.
Die Gegenwart ist unklare Gemengelage
Die Zukunft ist ein Knäuel von Möglichkeit, ich bin es satt.
Die Vergangenheit ist streckenweise schön
Aber sie findet nicht mehr statt.
In meinen Händen geht sehr viel kaputt
In meinen Lungen ist Rauch, in meinen Ohren ist es laut.
Und in meinem Kopf ist ein Astronaut
Der geht schwerelos spazieren.
Irgendwann wird er den Funkkontakt
Zur Bodenstation eventuell verlieren.